Der erste Brief an Timotheus 6:1-21
Fußnoten
Studienanmerkungen
die das Joch der Sklaverei tragen: Wtl. „die als Sklaven unter einem Joch sind“. Das „Joch“ wurde oft als Bild dafür gebraucht, dass jemand einem Herrn oder Besitzer als Sklave unterstand (Tit 2:9, 10; 1Pe 2:18; siehe Worterklärungen zu „Joch“). Im Römischen Reich gab es viele Sklaven, darunter auch Christen. Jesu Nachfolger sprachen sich weder für noch gegen die Sklaverei aus (1Ko 7:20, 21). Auch Jesus hatte sich nicht für soziale Reformen eingesetzt; er sagte, seine Nachfolger würden wie er „kein Teil der Welt“ sein (Joh 17:14). Stattdessen machte Jesus Gottes Königreich bekannt. Es wird alle Arten von Unterdrückung und Ungerechtigkeit beseitigen. (Siehe Anm. zu Joh 18:36; siehe auch Mediengalerie, „Das Leben eines Sklaven“.)
ihren Besitzern weiter alle Ehre entgegenbringen: Paulus rät Christen, die Sklaven waren, ihre Besitzer zu respektieren. Das könnte man daran erkennen, dass sie ihre Arbeit gewissenhaft erledigen. Würde ein Sklave seinen Herrn nicht respektieren, wäre das ein Zeichen dafür, dass ihn die christliche Lehre nicht wirklich verändert hatte. Es wäre ein schlechtes Zeugnis für Gottes Namen (Kol 3:22, 23; siehe Anm. zu Eph 6:5, 6).
Sklaven, deren Besitzer gläubig sind: Hier geht es um Fälle, bei denen sowohl der Sklave als auch der Besitzer Christen waren. Als „Miterben mit Christus“ waren sie vor Gott gleich (Rö 8:17). Entsprechend fordert Paulus versklavte Christen auf, ihren Besitzer, der ja auch ihr Glaubensbruder war, nicht auszunutzen. Stattdessen sollten sie aus Liebe zu ihrem Bruder bei der Arbeit treu und gewissenhaft ihr Bestes geben. Andererseits war der gläubige Besitzer verpflichtet, seine Sklaven fair zu behandeln (Eph 6:9; Kol 4:1).
der gesunden Anleitung: Paulus spricht im vorliegenden Vers von den Lehren des Herrn Jesus Christus. Da alles, was Jesus lehrte, mit dem Rest der Schriften übereinstimmt, kann man im erweiterten Sinn alle biblischen Lehren als „gesunde (wohltuende, nützliche) Anleitung“ bezeichnen. (Siehe Anm. zu 2Ti 1:13.)
Gottergebenheit: Das griechische Wort für „Gottergebenheit“ wird in der Anm. zu 1Ti 4:7 näher erklärt; siehe auch Anm. zu 1Ti 2:2.
Er ist besessen von Auseinandersetzungen: Das griechische Verb für „besessen sein“ bedeutet wtl. „krank sein“ und ist hier übertragen gemeint. Die ganze Wendung könnte man auch wiedergeben mit: „Er hat einen krankhaften Hang zu Auseinandersetzungen.“ So eine Einstellung ist nicht mit der „gesunden Anleitung“ von Christus vereinbar, die Paulus im vorigen Vers erwähnt. (Siehe Anm. zu 1Ti 6:3.)
Diskussionen über Worte: Wtl. „Wortgefechten“. Wer von Auseinandersetzungen „besessen“ ist, diskutiert gern über Kleinigkeiten. Ihm geht es nicht um die Ehre Gottes, sondern darum, seine eigenen Ansichten in den Vordergrund zu stellen. Das „führt zu Neid, Streit“ und manchmal sogar zu Verleumdungen (oder „Lästerungen“; griechisch blasphēmía), durch die der Ruf anderer geschädigt wird. (Siehe Anm. zu Kol 3:8.)
bringt Gottergebenheit großen Gewinn: Paulus verwendet in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen dasselbe griechische Wort (übersetzt mit „Gewinn erzielen“ und „Gewinn bringen“). In Vers 5 spricht er von falschen Lehrern, die mit Gottergebenheit „Gewinn erzielen“, d. h. die Versammlung ausnutzen wollten. Möglicherweise verlangten sie Geld dafür, dass sie lehrten. Oder sie versuchten auf andere Weise, finanziell von der Versammlung zu profitieren (2Ti 3:6; Tit 1:11; siehe Anm. zu 2Ko 2:17). Vielleicht lehrten sie auch, dass man durch Gottergebenheit reich werden könne. Wie Paulus zeigt, ist der große Gewinn, den Gottergebenheit bringt, jedoch nicht materieller, sondern geistiger Natur.
Gottergebenheit: Das griechische Wort für „Gottergebenheit“ wird in der Anm. zu 1Ti 4:7 näher erklärt; siehe auch Anm. zu 1Ti 2:2.
Zufriedenheit: Oder „Genügsamkeit“. Wie Paulus zeigt, gehen Gottergebenheit und Zufriedenheit Hand in Hand. Zufriedenheit bildet einen starken Gegensatz zu der materialistischen Haltung falscher Lehrer (1Ti 6:8). Ein zufriedener Diener Gottes verspürt Freude und inneren Frieden. (Siehe Anm. zu Php 4:11.)
wir können auch nichts … mit hinausnehmen: In der griechisch-römischen Welt kannte man diesen Gedanken in verschiedenen Varianten. Doch schon Jahrhunderte zuvor schrieb König Salomo unter Inspiration: „Wie jemand aus dem Mutterleib gekommen ist – nackt, wie er kam –, wird er auch gehen. Und von dem, wofür er so hart gearbeitet hat, kann er nichts mitnehmen“ (Pr 5:15; siehe auch Hi 1:21; Ps 49:17). Den gleichen Punkt betonte Jesus in seiner Erzählung von dem reichen Mann (Luk 12:16-21). Paulus regt Christen mit dieser ernüchternden Feststellung zum Nachdenken an: Statt gierig nach Geld und Besitz zu streben, sollten sie sich um Gottergebenheit bemühen; das würde zu dauerhafter Zufriedenheit führen (1Ti 6:6, 8-10).
Kleidung: Evtl. auch „Unterkunft“. Das entsprechende griechische Wort bedeutet wtl. „Decke“, „Bedeckung“. Hier scheint es hauptsächlich um Kleidung zu gehen. Im erweiterten Sinn könnte aber auch eine Unterkunft, z. B. ein Haus, gemeint sein.
die unbedingt reich werden wollen: Gemeint ist hier nicht jemand, der sich manchmal wünscht, er hätte etwas mehr Geld. Paulus spricht von Menschen, die ihr Leben darauf ausrichten, reich zu werden. Ihr Denken ist von Gier verzerrt. In diese Falle kann jeder tappen, ob er arm ist oder reich.
Menschen in die Vernichtung und ins Verderben stürzen: Wer Geld und Besitz nachjagt, nimmt in Kauf, dass seine körperliche und psychische Gesundheit sowie sein Glaube Schaden nehmen. Das mit „stürzen“ übersetzte griechische Verb hat die Grundbedeutung „in die Tiefe versenken“. In Luk 5:7 wird es buchstäblich verwendet. Dort wird erzählt, dass zwei Boote wegen eines außergewöhnlich großen Fischfangs zu sinken drohten. Wie das Wort anklingen lässt, geraten Menschen, „die unbedingt reich werden wollen“, in einen Sog, der sie nach unten zieht. Sie kommen zwangsläufig „in Versuchung“ und entwickeln „schädliche Wünsche“, die ihre Freundschaft mit Jehova und damit auch ihr Leben zerstören.
die Liebe zum Geld: Paulus bezeichnet die Liebe zum Geld als „eine Wurzel von allen möglichen schädlichen Dingen“ und spielt damit vielleicht auf eine damals bekannte Redewendung an. Er spricht sich nicht grundsätzlich gegen Geld aus, denn in der heutigen Welt hat es einen gewissen Nutzen (Pr 7:12; 10:19). Das Gefährliche ist die Liebe zum Geld. Wie Paulus in Vers 5 deutlich macht, gab es damals falsche Lehrer, die auf materiellen Gewinn aus waren. Deshalb überrascht es nicht, dass Älteste „nicht geldliebend“ sein dürfen (1Ti 3:1, 3 und Anm.). Die Bibel zeigt, dass Geldliebe auch aus anderen Gründen gefährlich ist: Sie ist unersättlich (Pr 5:10). Und noch schlimmer, sie konkurriert mit der Liebe zu Gott und kann sie sogar völlig verdrängen (Mat 6:24; siehe Anm. zu Luk 16:9). Die Liebe zum Geld ist eine Wurzel oder Ursache „von allen möglichen schädlichen Dingen“ und führt zu „vielen Schmerzen“.
haben sich überall viele Schmerzen zugefügt: Paulus verwendet hier ein griechisches Verb, das wtl. „durchbohren“ bedeutet. Es vermittelt das Bild von wiederholten Stichen mit einer scharfen Waffe. Der Gedanke ist, dass man sich ernsthaft schadet, wenn man sich von der Liebe zum Geld beherrschen lässt. Das Ergebnis sind „viele Schmerzen“.
viele Schmerzen: Mit dem griechischen Wort für „Schmerzen“ sind insbesondere seelische Schmerzen gemeint, z. B. Gewissensbisse. Jemand, der sich wegen seiner Liebe zum Geld tatsächlich „viele Schmerzen“ zufügte, war Judas Iskariot. Von Habgier besessen wurde er zum Dieb und sogar zum Verräter von Jesus Christus (Mat 26:14-16; Joh 12:6). So wurde aus einem treuen Apostel der „Sohn der Vernichtung“. (Siehe Anm. zu Joh 17:12.)
Mensch Gottes: Dieser Ausdruck steht in den Christlichen Griechischen Schriften sonst nur in 2Ti 3:17. In den Hebräischen Schriften dagegen kommt die Wendung „Mann Gottes“ (oder „Mann des wahren Gottes“) über 70 Mal vor. Damit werden Propheten und andere Repräsentanten Gottes bezeichnet, z. B. Moses (5Mo 33:1), Samuel (1Sa 9:6, 10), David (Ne 12:24), Elia (1Kö 17:18, 24) und Elisa (2Kö 4:7, 9). Mit dieser Anrede wollte Paulus Timotheus vielleicht vor Augen führen, dass sein Auftrag, in Ephesus gegen falsche Lehrer vorzugehen, von Gott kam (1Ti 1:3, 4; 6:2b-10). Oder Paulus gebrauchte den Ausdruck in einem allgemeineren Sinn als Bezeichnung für jemand, der Jehova hingegeben ist und sein Leben nach Gottes Wort ausrichtet. (Siehe Anm. zu 2Ti 3:17.)
Jage … nach: Das entsprechende griechische Verb bedeutet „hinter etwas herlaufen“ oder im erweiterten Sinn „ein Ziel verfolgen (anstreben)“. Timotheus besaß die erwähnten Eigenschaften schon, musste aber sein Leben lang weiter an ihnen arbeiten. Gleichzeitig ermahnt ihn Paulus, vor Schlechtem zu fliehen, z. B. vor der Gefahr des Materialismus (1Ti 6:9, 10). Paulus sah eine auf Geld und Besitz ausgerichtete Lebensweise eindeutig als schädlich an, christliche Eigenschaften dagegen als wertvoll. Deshalb fordert er Timotheus auf, vor dem einen zu fliehen und dem anderen nachzujagen (Mat 6:24; 1Ko 6:18 und Anm; 10:14; 2Ti 2:22).
Jage … der Gerechtigkeit nach: In der Aufzählung von Eigenschaften, denen Timotheus nachjagen sollte, steht Gerechtigkeit an erster Stelle. (Siehe auch 2Ti 2:22.) Timotheus war ein getaufter, gesalbter Christ und war damit bereits „für gerecht erklärt“ worden (Rö 5:1). Dennoch musste er sich weiter um Gerechtigkeit bemühen, d. h. nach Gottes Maßstäben für Richtig und Falsch leben. (Siehe Worterklärungen zu „Gerechtigkeit“; siehe auch Anm. zu Eph 6:14.)
Gottergebenheit: Das griechische Wort für „Gottergebenheit“ wird in der Anm. zu 1Ti 4:7 näher erklärt; siehe auch Anm. zu 1Ti 2:2.
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens: Die griechischen Wörter für „kämpfen“ und „Kampf“ wurden für Athleten gebraucht, die in den damaligen Spielen um den Sieg kämpften. (Siehe Anm. zu Luk 13:24; 1Ko 9:25.) Christen müssen darum kämpfen, ihren Glauben an Gott zu bewahren, und die Wahrheit aus der Bibel verteidigen. Dabei handelt es sich wirklich um einen guten und edlen Kampf. (Siehe Anm. zu 2Ti 4:7.)
das ewige Leben: Siehe Anm. zu 1Ti 6:19.
als Zeuge vor Pontius Pilatus: Wie die Evangelien zeigen, sagte Jesus Christus vor Pilatus als Zeuge für die Wahrheit aus (Mat 27:11; Joh 18:33-38). Zu seiner öffentlichen Erklärung gehörte jedoch offensichtlich mehr als nur das kurze Gespräch mit Pilatus. (Siehe Anm. zu Rö 10:9.) Jesus legte über den gesamten Zeitraum seiner Verhandlung bis zu seinem Tod durch sein Ausharren Zeugnis ab. Möglicherweise bezog sich Paulus darauf. Jesu Vorbild als Zeuge muss Timotheus motiviert haben, seine Aufgabe in Ephesus treu zu erfüllen.
Offenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus: Das griechische Wort epipháneia („Offenbarwerden“) bezeichnet in der Bibel, dass etwas sichtbar wird oder sich deutlich zeigt, z. B. Macht oder Autorität. Es wird mit Bezug auf Jesu Zeit auf der Erde verwendet (2Ti 1:10 und Anm.), aber auch in Verbindung mit verschiedenen Ereignissen während seiner Gegenwart als König. (Siehe z. B. Anm. zu 2Th 2:8.) Hier ist mit „Offenbarwerden“ gemeint, dass zu einer festgelegten Zeit in der Zukunft Jesu Machtposition im Himmel und seine Herrlichkeit deutlich erkennbar werden (Da 2:44; 7:13, 14; 1Ti 6:15; 2Ti 4:1).
der glückliche und einzige Machthaber: Die Wortwahl und der Zusammenhang legen nahe, dass Paulus hier von Jesus Christus spricht. Im Vers zuvor erwähnt er das „Offenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus“. Hier stellt er Christus unvollkommenen menschlichen Machthabern gegenüber. Das entsprechende griechische Wort dynástēs kann einen König bezeichnen, aber auch einen untergeordneten Machthaber, z. B. einen Fürsten. Zu Jesus passt das Wort gut, da er unter der Oberherrschaft seines Vaters Jehova regiert. Er ist der einzige Regent, dem Gott persönlich „Herrschaft, Ehre und ein Königreich gegeben“ hat, wie in Da 7:14 vorausgesagt. Jesu Regentschaft ist einzigartig; deshalb kann er zu Recht als der „einzige Machthaber“ bezeichnet werden. Er steht über jedem menschlichen Herrn oder König – auch über den Königen, die früher in Jerusalem im Namen Jehovas regierten. Über sie alle ist Jesus Herr und König. (Vgl. Off 17:14; 19:16.)
glückliche: Oder „gesegnete“. Jesus ist als Machthaber im höchsten Maß glücklich, weil Jehova ihm Anerkennung und Segen schenkt (Php 2:9-11). Er ist „das Bild des unsichtbaren Gottes“ und spiegelt die Freude seines Vaters, „des glücklichen Gottes“, vollkommen wider (Kol 1:15; 1Ti 1:11 und Anm.; vgl. Spr 8:30, 31).
der allein Unsterblichkeit hat: Paulus führt weiter aus, was Jesus von allen anderen Machthabern, Königen und Herren unterscheidet. (Siehe Anm. zu 1Ti 6:15.) Er wurde von Jehova als unsterbliches Geistwesen auferweckt (Rö 6:9; 1Pe 3:18). Kein König oder Herr vor ihm hat je dieses Geschenk erhalten. Damit ist er allen unvollkommenen menschlichen Herrschern überlegen – es ist sein Alleinstellungsmerkmal. (Siehe Anm. zu 1Ko 15:53.)
der in einem unzugänglichen Licht wohnt: Nach seiner Himmelfahrt hat sich Jesus „an die rechte Seite Gottes gesetzt“ (Heb 10:12). Er wohnt bei dem, von dem alles Licht und alles Leben ausgeht (Ps 36:9). Gott hat Jesus eine Herrlichkeit verliehen, die es Menschen aus Fleisch und Blut unmöglich macht, sich ihm zu nähern oder ihn zu sehen. Jesus sagte seinen Jüngern zwar, dass sie ihn wiedersehen würden, aber das wäre erst nach ihrer eigenen Auferweckung als Geistwesen. Dann würden sie ihn in seiner ganzen Herrlichkeit sehen (Joh 13:36; 14:19; 17:24).
Amen: Siehe Anm. zu Rö 1:25.
Gib … die Anweisung: Oder „Ermahne“, „Gebiete“. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:5.)
denen, die im gegenwärtigen Weltsystem reich sind: Da das heutige Weltsystem vom Teufel beherrscht wird, stehen Menschen häufig unter Druck, Geld und Besitz überzubewerten. Vor dieser Gefahr warnt Paulus wohlhabende Christen (Rö 12:2; 2Ko 4:4). Jesus lehrte, dass das jetzige Weltsystem durch ein neues System unter der Regierung Gottes ersetzt wird (Mar 10:30 und Anm.; Luk 18:29, 30). Auch Paulus sprach von einem kommenden Weltsystem (Eph 1:21; 2:7). Auf dieses kommende System sollten sich Christen konzentrieren. Paulus schreibt: „So sammeln sie für sich sichere Schätze als gute Grundlage für die Zukunft“ (1Ti 6:19).
im gegenwärtigen Weltsystem: Oder „im gegenwärtigen Zeitalter“, „in der gegenwärtigen Ära“. Paulus spricht hier von dem jetzigen ungerechten Weltsystem, das in der Macht des Teufels liegt. (Siehe Anm. zu Mat 13:22; 2Ko 4:4; Gal 1:4.)
nicht hochmütig zu sein: Das griechische Wort für „hochmütig“ kann auch mit „eingebildet“ oder „arrogant“ übersetzt werden. Paulus rät wohlhabenden Christen, nicht zu viel Wert auf ihren Besitz zu legen. Wer reich ist, könnte sich einbilden, er sei etwas Besseres. Doch aus Jehovas Sicht ist ein reicher Mensch nicht wertvoller als ein armer (Spr 22:2; Mat 8:20; Jak 2:5).
ihre Hoffnung nicht auf unsicheren Reichtum zu setzen: Wer wohlhabend ist, könnte denken, sein Besitz gebe ihm Sicherheit. Wie Paulus aufzeigt, ist das ein Irrtum. Besitz kann zu einer Versuchung und einer Schlinge werden oder von einem Tag auf den anderen unerwartet seinen Wert verlieren (Spr 18:11; 23:4, 5; 1Ti 6:9).
der uns mit allem reichlich versorgt, was uns Freude macht: In diesem und im nächsten Vers gebraucht Paulus ein Wortspiel. Erst rät er „denen, die … reich sind, … ihre Hoffnung nicht auf unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott“. Dann erinnert er seine Glaubensbrüder daran, dass alles Gute von Gott kommt und er sie „mit allem reichlich versorgt, was … Freude macht“. Jehova sorgt in erster Linie für alles, was man braucht, um ihm nah zu bleiben; das bringt die größte Freude, Erfüllung und Sicherheit (Mat 6:19-21, 33). Am Ende fordert Paulus Christen auf, „reich an guten Taten [zu] sein, … damit sie das wirkliche Leben fest ergreifen können“ (1Ti 6:18, 19).
das wirkliche Leben: Der Wortlaut hier ähnelt dem in Vers 12, wo Paulus Timotheus auffordert: „Ergreife das ewige Leben mit festem Griff. Dazu bist du berufen worden.“ Mit dem „wirklichen Leben“ und dem „ewigen Leben“ ist also offensichtlich dasselbe gemeint. (Siehe Anm. zu Joh 14:6.) Paulus und Timotheus wussten: Ursprünglich wollte der Schöpfer, dass Menschen für immer in Frieden und Glück auf der Erde leben (1Mo 1:28; 2:15-17). Im Vergleich dazu ist unser jetziges Leben frustrierend und sinnlos. Es ist von Schwierigkeiten, Krankheit und Verlust gezeichnet und geht schnell vorbei (Hi 14:1, 2; Ps 103:15, 16; Pr 1:2). Unter diesen Umständen ist nichts wirklich sicher, weder materieller Besitz noch das Leben an sich. Dagegen ist die Aussicht auf „das wirkliche Leben“ – ein ewiges Leben in Frieden und Glück – für Christen „im gegenwärtigen Weltsystem“ ein echter und sicherer Schatz (1Ti 6:17).
gib acht auf das, was man dir anvertraut hat: Paulus meint damit unter anderem die biblischen Wahrheiten, die Timotheus anvertraut worden waren (1Th 2:4; 2Ti 1:14; vgl. Rö 3:2 und Anm.). Das griechische Substantiv, das mit „das, was man dir anvertraut hat“ übersetzt ist, wurde manchmal für Bankeinlagen verwendet. Es konnte auch Dinge bezeichnen, die man jemandem zur sicheren Verwahrung gegeben hatte. In diesem Sinn wird es in der Septuaginta verwendet (3Mo 6:2, 4 [5:21, 23, LXX]). Mit „gib acht“ (wtl. „bewache“) ist nicht gemeint, dass Timotheus die heilige Botschaft unter Verschluss halten sollte, sondern dass er sie unverfälscht weitergeben sollte (2Ti 2:2). Dadurch würde er sie schützen; sie könnte nicht durch das „leere Gerede“ von falschen Lehrern und durch das, „was man fälschlich ‚Erkenntnis‘ nennt“, verdreht werden.
leeren Gerede: Wtl. „(inhalts)leeren Geräuschen“. Bei dem entsprechenden griechischen Substantiv geht es um Gespräche ohne Sinn und Zweck. In anderen Bibeln wird es z. B. mit „leeres Geschwätz“ oder „hohle Streitgespräche“ wiedergegeben. Statt sich auf die Wahrheit aus Gottes Wort zu stützen, gründeten sich solche Gespräche auf haltlose Spekulationen. Sie trugen nicht zu einem starken Glauben bei und waren daher sinnlos (1Ti 1:6; 2Ti 4:4; Tit 3:9). Schlimmer noch: Oft wurde durch leeres Gerede verletzt, was heilig ist, d. h., es war Gott gegenüber respektlos. Wer derartige Diskussionen führte, stellte menschliche Ideen über die Wahrheiten aus Gottes Wort. Timotheus sollte mit leerem Gerede nichts zu tun haben (1Ti 4:7 und Anm.; 2Ti 2:16).
was man fälschlich „Erkenntnis“ nennt: Die Ideen, von denen Paulus hier spricht, verdienten es nicht, „Erkenntnis“ genannt zu werden; sie waren schlichtweg falsch. Diese sogenannte Erkenntnis stützte sich nicht auf Gottes Wort. Darüber hinaus war sie voll von Widersprüchen: Sie war in sich nicht stimmig und widersprach den inspirierten Schriften sogar. Paulus warnt Timotheus in seinem Brief wiederholt vor dem spalterischen, sinnlosen Gerede von falschen Lehrern, die sich mit ihrem Wissen aufspielten und die Versammlung beeinflussen wollten (1Ti 1:4, 7; 4:1-3, 7; 6:3-6). Falsche Vorstellungen davon, was mit „Erkenntnis“ (griechisch gnṓsis) gemeint ist, blieben weiter bestehen. Im 2. Jh. bezeichneten sich verschiedene Gruppen abtrünniger Christen als Gnostiker, d. h. als Personen mit besonderer Erkenntnis. (Siehe Anm. zu Joh 1:14.)