Nach Matthäus 26:1-75

26  Als Jesus zu Ende gesprochen hatte, sagte er zu seinen Jüngern:  „Ihr wisst: In zwei Tagen ist das Passah+ und der Menschensohn wird ausgeliefert, um am Pfahl hingerichtet zu werden.“+  Zu dieser Zeit versammelten sich die Oberpriester und die Ältesten des Volkes im Hof des Hohen Priesters Kaiphas+  und schmiedeten gemeinsam Pläne,+ wie sie Jesus durch eine List festnehmen könnten, um ihn zu töten.  Sie sagten jedoch: „Nicht beim Fest, sonst kommt es zu Unruhen unter dem Volk.“  Als Jesus in Bethạnien im Haus von Sịmon, dem Aussätzigen, war,+  kam eine Frau zu ihm, die ein Alabastergefäß mit kostbarem duftenden Öl dabeihatte. Während des Essens* fing sie an, ihm das Öl über den Kopf zu gießen.  Als die Jünger das sahen, meinten sie ärgerlich: „Was für eine Verschwendung!  Dieses Öl hätte man teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können.“ 10  Jesus bemerkte das und sagte: „Warum macht ihr der Frau das Leben schwer? Sie hat etwas Gutes für mich getan. 11  Die Armen habt ihr ja immer bei euch,+ aber mich werdet ihr nicht immer haben.+ 12  Als sie dieses duftende Öl über mich goss, bereitete sie meinen Körper für mein Begräbnis vor.+ 13  Ich versichere euch: Wo immer auf der ganzen Welt die gute Botschaft bekannt gemacht wird, da wird man auch das, was diese Frau getan hat, zur Erinnerung an sie erzählen.“+ 14  Dann ging einer der Zwölf – er hieß Judas Iskạriot –+ zu den Oberpriestern+ 15  und sagte: „Was gebt ihr mir, wenn ich ihn an euch verrate?“+ Sie vereinbarten mit ihm 30 Silberstücke.+ 16  Von da an suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, ihn zu verraten. 17  Am ersten Tag der ungesäuerten Brote+ gingen die Jünger zu Jesus und fragten: „Wo sollen wir das Passahmahl für dich vorbereiten?“+ 18  Er antwortete: „Geht in die Stadt zu dem und dem und richtet ihm aus: Der Lehrer sagt: ‚Meine Zeit* ist gekommen. Ich werde bei dir zu Hause mit meinen Jüngern das Passah feiern.‘“ 19  Die Jünger machten es so, wie Jesus gesagt hatte, und trafen Vorbereitungen für das Passah. 20  Als es Abend wurde,+ lag er mit den zwölf Jüngern zu Tisch.+ 21  Beim Essen sagte er: „Ich versichere euch: Einer von euch wird mich verraten.“+ 22  Tief betroffen fragte jeder einzelne von ihnen: „Herr, ich bin es aber nicht, oder?“ 23  Er gab zur Antwort: „Der seine Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten.+ 24  Es stimmt, der Menschensohn geht weg, so wie es in den Schriften über ihn steht, aber wehe+ dem, der den Menschensohn verrät!+ Für diesen Menschen wäre es besser, er wäre nie geboren worden.“+ 25  Judas, der kurz davor war, ihn zu verraten, fragte: „Rabbi, ich bin es aber nicht, oder?“ Jesus erwiderte: „Du hast es selbst gesagt.“ 26  Während sie weiteraßen, nahm Jesus ein Brot, und nachdem er ein Gebet gesprochen hatte, brach er es,+ gab es den Jüngern und sagte: „Nehmt und esst. Es steht für meinen Körper*.“+ 27  Auch nahm er einen Becher, sprach ein Dankgebet, gab ihn weiter und sagte: „Trinkt alle daraus,+ 28  denn dies steht für mein ‚Blut+ des Bundes‘,+ das für viele vergossen wird,+ um Sünden zu vergeben.+ 29  Doch ich sage euch: Von jetzt an werde ich auf keinen Fall mehr von diesem Erzeugnis des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich im Königreich meines Vaters neuen Wein mit euch trinke.“+ 30  Nach Lobgesängen gingen sie schließlich hinaus zum Ölberg.+ 31  Jesus sagte dann zu ihnen: „In dieser Nacht werdet ihr alle meinetwegen ins Stolpern kommen, denn in den Schriften steht: ‚Ich werde den Hirten angreifen und die Schafe der Herde werden auseinanderlaufen.‘+ 32  Aber nachdem ich auferweckt worden bin, werde ich euch nach Galilạ̈a vorausgehen.“+ 33  Petrus erwiderte: „Wenn auch alle anderen deinetwegen ins Stolpern kommen – ich werde niemals ins Stolpern kommen!“+ 34  Jesus sagte zu ihm: „Ich versichere dir: In dieser Nacht wirst du mich, bevor ein Hahn kräht, drei Mal verleugnen*.“+ 35  Petrus entgegnete: „Ich werde dich niemals verleugnen, selbst wenn ich mit dir sterben muss.“+ Dasselbe sagten auch alle anderen Jünger. 36  Dann kam Jesus mit seinen Jüngern zu der Stelle, die man Gethsẹmane nennt,+ und sagte: „Setzt euch hier hin. Ich gehe ein Stück weiter und bete.“+ 37  Petrus und die beiden Söhne von Zebedạ̈us+ nahm er mit. Dann wurde er tieftraurig und es ergriff ihn eine starke innere Unruhe.+ 38  Er sagte zu ihnen: „Ich bin zu Tode betrübt. Wartet hier und wacht mit mir.“+ 39  Er ging ein paar Schritte weiter, warf sich auf den Boden und betete:+ „Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Becher+ an mir vorübergehen. Aber nicht, wie ich will, sondern wie du willst.“+ 40  Als er zu den Jüngern zurückkam, sah er, dass sie schliefen. Da sagte er zu Petrus: „Konntet ihr nicht wenigstens eine einzige Stunde mit mir wach bleiben?+ 41  Bleibt wachsam+ und hört nicht auf zu beten,+ damit ihr nicht in Versuchung geratet.+ Der Geist ist zwar voller Eifer*, aber der Körper ist schwach.“+ 42  Da ging er ein zweites Mal weg und betete: „Mein Vater, wenn es nicht möglich ist, dass dieser Becher vorübergeht, ohne dass ich ihn trinke, dann soll dein Wille geschehen.“+ 43  Als er zurückkam, schliefen die Jünger wieder, denn die Augen waren ihnen zugefallen. 44  Da ging er wieder weg und betete zum dritten Mal dasselbe. 45  Dann kam er zu den Jüngern zurück und sagte: „Wie könnt ihr nur zu so einer Zeit schlafen und euch ausruhen! Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn Sündern ausgeliefert wird. 46  Steht auf, lasst uns gehen! Seht nur! Mein Verräter ist schon ganz nah.“ 47  Während er noch redete, kam auf einmal Judas, einer von den Zwölf, mit einem großen Trupp Männer, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Die Oberpriester und Ältesten des Volkes hatten sie geschickt.+ 48  Sein Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen ausgemacht: „Es ist der, den ich küsse. Den nehmt fest.“ 49  Mit den Worten: „Ich grüße dich, Rabbi!“, ging er direkt auf Jesus zu und küsste ihn sanft. 50  Jesus fragte ihn: „Was machst du hier, Freund?“+ Da kamen die Männer, packten Jesus und nahmen ihn fest. 51  Plötzlich griff einer von denen, die bei Jesus waren, nach seinem Schwert, zog es und schlug dem Sklaven des Hohen Priesters das Ohr ab.+ 52  Doch Jesus sagte: „Steck dein Schwert wieder weg,+ denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.+ 53  Oder denkst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, mir augenblicklich mehr als zwölf Legiọnen Engel zu schicken?+ 54  Aber wie sollen sich dann die Aussagen der Schriften erfüllen, nach denen es so kommen muss?“ 55  Gleich darauf sagte Jesus zu den Männern: „Bin ich ein Verbrecher*, dass ihr mit Schwertern und Knüppeln kommt, um mich festzunehmen? Ich habe jeden Tag im Tempel gesessen und gelehrt,+ doch da habt ihr mich nicht verhaftet.+ 56  Aber das ist alles so gekommen, damit sich erfüllt, was in den Schriften der Propheten steht.“+ Dann ließen ihn die Jünger im Stich und flohen.+ 57  Die Männer, die Jesus festgenommen hatten, brachten ihn zum Hohen Priester Kaiphas,+ wo die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt waren.+ 58  Petrus folgte ihm in sicherem Abstand bis zum Hof des Hohen Priesters. Er ging hinein und setzte sich zu den Hausdienern, um zu sehen, wie die Sache ausgehen würde.+ 59  Die Oberpriester und der ganze Sanhedrịn bemühten sich nun um falsche Zeugenaussagen gegen Jesus, damit man ihn töten könnte.+ 60  Doch obwohl viele falsche Zeugen auftraten,+ hatte man nichts gegen ihn in der Hand. Schließlich traten zwei Zeugen vor, 61  die sagten: „Dieser Mann hat behauptet: ‚Ich kann den Tempel Gottes abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen.‘“+ 62  Da stand der Hohe Priester auf und fragte: „Hast du keine Antwort vorzubringen? Was sagen diese Männer da gegen dich aus?“+ 63  Jesus aber schwieg,+ worauf der Hohe Priester sagte: „Ich nehme dich bei dem lebendigen Gott unter Eid! Sag uns: Bist du der Christus, der Sohn Gottes?“+ 64  „Du hast es selbst gesagt“, antwortete Jesus. „Doch ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn+ an der rechten Seite der Macht sitzen+ und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“+ 65  Da zerriss der Hohe Priester seine Obergewänder und rief: „Gotteslästerung!+ Wozu brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung doch selbst gehört! 66  Was sagt ihr dazu?“ Sie erwiderten: „Er hat den Tod verdient.“+ 67  Darauf spuckten sie ihm ins Gesicht+ und schlugen ihn mit Fäusten.+ Andere ohrfeigten ihn+ 68  und spotteten: „Prophezeie, Christus! Wer hat dich geschlagen?“ 69  Während Petrus draußen im Hof saß, kam ein Dienstmädchen und sagte: „Du warst doch auch mit Jesus aus Galilạ̈a zusammen!“+ 70  Doch er stritt es vor allen Leuten ab: „Ich weiß nicht, wovon du redest.“ 71  Als er in die Torhalle hinausging, bemerkte ihn ein anderes Mädchen und sagte zu den Herumstehenden: „Dieser Mann war mit Jesus, dem Nazarẹner, zusammen.“+ 72  Wieder stritt er es ab. Er schwor: „Ich kenne diesen Mann nicht!“ 73  Kurz darauf kamen die Herumstehenden näher und sagten zu Petrus: „Du bist bestimmt auch einer von denen! Dein Dialekt verrät dich.“ 74  Da stieß er einen Fluch aus und schwor: „Ich kenne diesen Mann nicht!“ Im selben Moment krähte ein Hahn. 75  Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte: „Bevor ein Hahn kräht, wirst du mich drei Mal verleugnen.“+ Er ging hinaus und weinte bitterlich.

Fußnoten

Oder „Während er zu Tisch lag“.
Oder „festgelegte Zeit“.
Oder „Leib“.
Oder „behaupten, mich nicht zu kennen“.
Oder „willig“.
Wtl. „Räuber“.

Studienanmerkungen

Als: Die in Mat 26:1-5 beschriebenen Ereignisse fanden am 12. Nisan statt. In Vers 2 heißt es nämlich: „In zwei Tagen ist das Passah“, was immer am 14. Nisan gefeiert wurde. (Siehe Anh. A7, B12 und Anm. zu Mat 26:6.)

Passah: Griechisch páscha (sprich: pás·cha), hebräisch péßach von dem Verb paßách, das „vorbeigehen“, „überspringen“, „auslassen“ bedeutet. Dieses Fest wurde an dem Abend vor dem Auszug der Israeliten aus Ägypten eingeführt. Es erinnert an ihre Befreiung und daran, dass Jehova an ihren Erstgeborenen „vorbeiging“, während er die Erstgeborenen der Ägypter tötete (2Mo 12:14, 24-47; siehe Worterklärungen).

Menschensohn: Siehe Anm. zu Mat 8:20.

um am Pfahl hingerichtet zu werden: Oder „um an einem Pfahl (Stamm) befestigt zu werden“. (Siehe Anm. zu Mat 20:19 und Worterklärungen zu „Marterpfahl“, „Pfahl; Stamm“.)

Oberpriester: Siehe Anm. zu Mat 2:4 und Worterklärungen zu „Oberpriester“.

Ältesten: Siehe Anm. zu Mat 16:21.

Hohen Priesters: Als Israel eine eigenständige Nation war, hatte der Hohe Priester sein Amt lebenslang inne (4Mo 35:25). Zur Zeit der römischen Besetzung hatten die von Rom ernannten Regenten jedoch die Befugnis, den Hohen Priester ein- und abzusetzen. (Siehe Worterklärungen.)

Kaiphas: Dieser von Rom eingesetzte Hohe Priester war ein geschickter Diplomat und blieb länger im Amt als seine unmittelbaren Vorgänger. Er war von etwa 18 bis 36 u. Z. im Amt. (Zur möglichen Lage seines Hauses siehe Anh. B12.)

Als Jesus in Bethanien … war: Die in Mat 26:6-13 beschriebenen Ereignisse fanden wahrscheinlich zu Beginn des 9. Nisan, also nach Sonnenuntergang, statt. Das lässt sich aus dem Parallelbericht in Johannes schließen, wo es heißt, dass Jesus „sechs Tage vor dem Passah“ in Bethanien ankam (Joh 12:1). Demnach muss er um die Zeit angekommen sein, als der 8. Nisan und damit der Sabbat begann (um die Zeit des Sonnenuntergangs). Einen Tag später war er bei Simon eingeladen (Joh 12:2-11; siehe Anh. A7 und B12).

Simon, dem Aussätzigen: Dieser Simon wird nur hier und in dem Paralleltext Mar 14:3 erwähnt. Möglicherweise hatte er früher einmal Aussatz und war von Jesus geheilt worden. (Siehe Anm. zu Mat 8:2 und Worterklärungen zu „Aussatz; Aussätziger“).

eine Frau: Laut Joh 12:3 handelte es sich um Maria, die Schwester von Martha und Lazarus.

Alabastergefäß: Siehe Worterklärungen zu „Alabaster“.

kostbarem duftenden Öl: Markus und Johannes erwähnen, dass es ein Pfund echtes Nardenöl im Wert von 300 Denaren war. Für so eine Summe musste ein einfacher Arbeiter ein ganzes Jahr lang arbeiten (Mar 14:3-5; Joh 12:3-5). Wie man allgemein annimmt, wurde dieses Öl aus einer aromatischen Pflanze (Nardostachys jatamansi) gewonnen, die im Himalaja heimisch ist. Das Nardenöl wurde oft gestreckt oder sogar gefälscht, aber sowohl Markus als auch Johannes berichten, dass es sich um echtes Öl handelte.

ihm das Öl über den Kopf zu gießen: Matthäus und Markus zufolge goss die Frau das Öl über Jesu Kopf (Mar 14:3). Johannes, der seinen Bericht Jahre später verfasste, lieferte das zusätzliche Detail, dass sie das Öl auch über Jesu Füße goss (Joh 12:3). Jesus erklärte, durch diese liebevolle Geste würde sein Körper symbolisch auf das Begräbnis vorbereitet. (Siehe Anm. zu Mat 26:12.)

die Jünger: Laut dem Johannesevangelium war es Judas Iskariot, der sich darüber beschwerte, dass Maria ein so teures Öl verwendete (Joh 12:4-7). Andere Apostel stimmten seinem logisch klingenden Argument offensichtlich nur zu.

teuer: Siehe Anm. zu Mar 14:5.

Als sie dieses duftende Öl über mich goss: Die Frau (siehe Anm. zu Mat 26:7) goss das Öl aus Liebe und Wertschätzung über Jesus. Er erklärte, dass sie dadurch unwissentlich seinen Körper auf das Begräbnis vorbereitete. Damals war es nämlich üblich, einen Leichnam mit duftenden Ölen und anderen aromatischen Substanzen zu behandeln (2Ch 16:14).

Ich versichere euch: Siehe Anm. zu Mat 5:18.

auf der ganzen Welt … bekannt gemacht wird: Ähnlich wie in der Prophezeiung, die in Mat 24:14 zu finden ist, sagte Jesus hier voraus, dass die gute Botschaft auf der ganzen Welt bekannt gemacht werden würde – auch das, was diese Frau aus Liebe und Wertschätzung getan hat. Gott hat ihre Tat von drei Evangelisten aufschreiben lassen (Mar 14:8, 9; Joh 12:7; siehe Anm. zu Mat 24:14).

Dann: Gemeint ist der 12. Nisan, der Tag, an dem auch die in Mat 26:1-5 beschriebenen Ereignisse stattfanden. (Siehe Anh. A7, B12 und Anm. zu Mat 26:1, 6.)

Judas Iskariot: Siehe Anm. zu Mat 10:4.

30 Silberstücke: Matthäus erwähnt als einziger Evangelist die Summe, für die Jesus verraten wurde. Vermutlich waren es Silberschekel, die in Tyrus geprägt worden waren. Diese Summe ist ein Indiz für die Verachtung, die die Oberpriester für Jesus empfanden, denn unter dem Gesetz waren 30 Schekel der Preis für einen Sklaven (2Mo 21:32). Sacharja hatte Ähnliches erlebt, als er die untreuen Israeliten um Lohn für seine Arbeit als Prophet in Gottes Volk bat. Sie wogen ihm „30 Silberstücke“ ab und gaben ihm so zu verstehen, dass er ihnen nicht mehr wert war als ein Sklave (Sach 11:12, 13).

Am ersten Tag der ungesäuerten Brote: Das Fest der ungesäuerten Brote begann am 15. Nisan, dem Tag nach dem Passah (14. Nisan), und dauerte sieben Tage. (Siehe Anh. B15.) Zur Zeit Jesu wurde dieses Fest jedoch so eng mit dem Passah in Verbindung gebracht, dass manchmal alle acht Tage, einschließlich des 14. Nisan, als „Fest der ungesäuerten Brote“ bezeichnet wurden (Luk 22:1). In diesem Vers kann die Formulierung „am ersten Tag“ auch mit „am Tag vor“ wiedergegeben werden. (Vgl. Joh 1:15, 30, wo das griechische Wort für „erster“ [prṓtos] in einer ähnlichen Konstruktion mit „vor“ übersetzt wird, nämlich: „Er hat schon vor [prṓtos] mir existiert.“) Wenn man daher die griechische Ursprache und den Brauch der Juden berücksichtigt, ist es wahrscheinlich, dass die Jünger sich am 13. Nisan mit ihrer Frage an Jesus wandten. An diesem Tag trafen sie tagsüber die Vorbereitungen für das Passah. Es wurde gefeiert, „nachdem es Abend geworden war“, also zu Beginn des 14. Nisan (Mar 14:16, 17).

Als es Abend wurde: Gemeint ist der Abend, mit dem der 14. Nisan begann. (Siehe Anh. A7 und B12.)

seine Hand mit mir in die Schüssel taucht: Damals war es üblich, mit den Fingern zu essen oder ein Stück Brot wie einen Löffel zu benutzen. Bei Jesu Worten könnte es sich um eine idiomatische Wendung handeln, die „zusammen essen“ bedeutet. Mit jemandem zu essen war ein Zeichen von großer Verbundenheit. Sich gegen jemand so Vertrautes zu wenden galt als die schlimmste Form von Verrat (Ps 41:9; Joh 13:18).

Schüssel: Das griechische Wort bezeichnet eine tiefe Schüssel, aus der man direkt aß.

Du hast es selbst gesagt: Eine jüdische Redensart, durch die eine Frage bejaht wird. Jesus sagte im Prinzip: „Du hast es selbst gesagt und du hast recht.“ Durch diese Antwort machte er offensichtlich deutlich, dass die Frage von Judas ein Schuldeingeständnis war. Wie ein Vergleich mit Joh 13:21-30 zeigt, muss Judas bald nach diesem Gespräch den Raum verlassen haben, und zwar noch bevor Jesus die Abendmahlsfeier einführte. Im Bericht von Matthäus wird Judas erst wieder in Vers 47 erwähnt, wo geschildert wird, wie er mit einem Trupp Männer in den Garten Gethsemane kam.

nahm Jesus ein Brot, … brach … es: Im Vorderen Orient war das Brot gewöhnlich dünn und, wenn ungesäuert, auch brüchig. Als Jesus das Brot brach, hatte das keine besondere Bedeutung; es war ganz normal, diese Art von Brot auseinanderzubrechen. (Siehe Anm. zu Mat 14:19.)

Gebet: Oder „Segen“. Jesus sprach allem Anschein nach ein Gebet, in dem er Gott pries und ihm dankte.

steht für: Das griechische Wort estín (wtl. „ist“) hat hier den Sinn von „bedeuten“, „darstellen“, „heißen“ oder „symbolisieren“. Den Aposteln war diese Bedeutung klar, denn sie sahen sowohl Jesus mit seinem vollkommenen Körper vor sich als auch das ungesäuerte Brot, das sie gleich essen würden. Folglich konnte das Brot nicht Jesu buchstäblicher Körper sein. Interessanterweise wird estín in Mat 12:7 in vielen Bibelübersetzungen mit „heißt“ wiedergegeben.

Blut des Bundes: Der neue Bund zwischen Jehova und den gesalbten Christen wurde durch das Opfer Jesu rechtskräftig (Heb 8:10). Jesus verwendet hier die gleiche Formulierung wie Moses, als dieser am Berg Sinai als Vermittler zwischen Gott und Israel den Gesetzesbund in Kraft setzte (2Mo 24:8; Heb 9:19-21). Der Gesetzesbund wurde durch das Blut von Stieren und Ziegenböcken rechtskräftig. Der neue Bund zwischen Jehova und dem geistigen Israel wurde durch das Blut Jesu rechtskräftig. Er trat Pfingsten 33 in Kraft (Heb 9:14, 15).

neuen Wein mit euch trinke: Wtl. „es neu mit euch trinke“. In der Bibel ist Wein manchmal ein Symbol für Freude (Ps 104:15; Pr 10:19).

Nach Lobgesängen: Oder „Nach dem Singen von Hymnen (Psalmen)“. Einer jüdischen Tradition zufolge wurden die ersten beiden Hallelpsalmen (Ps 113, 114) während des Passahmahls gesungen oder rezitiert, die übrigen vier (Ps 115 bis 118) am Ende. Die letzteren enthalten mehrere Prophezeiungen über den Messias. Ps 118 beginnt und endet mit den Worten: „Dankt Jehova, denn er ist gut. Seine loyale Liebe bleibt für immer“ (Ps 118:1, 29). Es ist gut möglich, dass dies die letzten Worte waren, die Jesus mit seinen treuen Aposteln in der Nacht vor seinem Tod zum Lobpreis Jehovas sang.

bevor ein Hahn kräht: Dieses Detail ist in allen vier Evangelien enthalten, aber nur in dem Bericht von Markus heißt es, dass der Hahn zwei Mal krähen würde (Mat 26:74, 75; Mar 14:30, 72; Luk 22:34, 60, 61; Joh 13:38; 18:27). In der Mischna wird angedeutet, dass zur Zeit Jesu in Jerusalem Hähne gezüchtet wurden, was den Bibelbericht stützt. Wahrscheinlich krähte der Hahn sehr früh am Morgen.

Gethsemane: Ein Garten, der offensichtlich am Ölberg östlich von Jerusalem auf der anderen Seite des Kidrontals lag. Wahrscheinlich gab es dort eine Ölpresse, denn der Name Gethsemane stammt von dem hebräischen oder aramäischen Ausdruck gath schemanḗ, der „Ölpresse“ bedeutet. Die genaue Lage des Gartens lässt sich nicht mehr feststellen, doch laut einer Überlieferung handelt es sich um einen Garten bei der Weggabelung unten am W-Hang des Ölbergs. (Siehe Anh. B12.)

die beiden Söhne von Zebedäus: Gemeint sind die Apostel Jakobus und Johannes (Mat 4:21; 10:2).

Ich: Oder „Meine Seele“. Das griechische Wort psychḗ, traditionell mit „Seele“ übersetzt, bezieht sich hier auf das gesamte Sein eines Menschen. Daher kann „meine Seele“ mit „mein ganzes Ich“ oder einfach nur mit „ich“ wiedergegeben werden. (Siehe Worterklärungen zu „Seele“.)

wacht: Wtl. „bleibt wach“. Jesus hatte seine Jünger schon vorher aufgefordert, im übertragenen Sinn wach zu bleiben, weil sie nicht wüssten, an welchem Tag und zu welcher Stunde er kommen würde. (Siehe Anm. zu Mat 24:42; 25:13.) Er wiederholt seine Aufforderung hier und in Mat 26:41, wo er die Wachsamkeit damit in Verbindung bringt, unaufhörlich zu beten. Ähnliche Aufforderungen gibt es in den gesamten Christlichen Griechischen Schriften, was deutlich macht, dass wahre Christen unbedingt wachsam bleiben müssen (1Ko 16:13; Kol 4:2; 1Th 5:6; 1Pe 5:8; Off 16:15).

warf sich auf den Boden: Wtl. „fiel auf sein Gesicht“. Vielleicht stützte sich Jesus dabei auf seine Hände oder seine Unterarme. In der Bibel werden in Verbindung mit dem Gebet verschiedene Körperhaltungen erwähnt, unter anderem auch Stehen und Knien. Wenn jemand innig betete, kann er durchaus auch mit dem Gesicht nach unten ausgestreckt auf dem Boden gelegen haben.

lass diesen Becher an mir vorübergehen: In der Bibel wird „Becher“ oft im übertragenen Sinn gebraucht; er bezeichnet den „Anteil“, der für jemand bestimmt ist, bzw. den Willen Gottes für eine Person. (Siehe Anm. zu Mat 20:22.) Jesus war ohne Zweifel sehr besorgt, dass es Schande über Gott bringen könnte, wenn er als Gotteslästerer und Aufrührer hingerichtet würde. Darum bat er Gott, diesen „Becher“ an ihm vorübergehen zu lassen.

Konntet ihr: Im griechischen Text steht das Verb in der zweiten Person Plural, was darauf hindeutet, dass Jesus nicht nur Petrus, sondern auch die anderen Jünger ansprach.

Geist: Bezeichnet hier die Triebkraft, die vom sinnbildlichen Herzen eines Menschen ausgeht und ihn veranlasst, etwas Bestimmtes zu sagen oder zu tun. (Siehe Worterklärungen.)

Körper: Wtl. „Fleisch“. Das entsprechende griechische Wort wird in der Bibel oft für den Menschen in seinem unvollkommenen, sündigen Zustand gebraucht.

küsste ihn sanft: Das mit „sanft küssen“ wiedergegebene griechische Verb ist eine intensivierte Form des Verbs „küssen“, das in Mat 26:48 gebraucht wird. Durch diese vertraute, herzliche Begrüßung wird deutlich, wie hinterhältig und verlogen Judas war.

einer von denen, die bei Jesus waren: Wie aus dem Parallelvers Joh 18:10 hervorgeht, war Simon Petrus derjenige, der das Schwert zog, und der Name von dem Sklaven des Hohen Priesters war Malchus. Luk 22:50 und Joh 18:10 enthalten noch das Detail, dass dem Sklaven das rechte Ohr abgeschlagen wurde. (Siehe Anm. zu Joh 18:10.)

schlug dem Sklaven des Hohen Priesters das Ohr ab: Siehe Anm. zu Joh 18:10.

Legionen: Die Legion war die größte römische Heereseinheit. Im 1. Jh. bestand sie aus etwa 6000 Soldaten. Mit „zwölf Legionen“ ist hier offensichtlich einfach eine unbestimmte große Menge gemeint. Jesus wollte praktisch sagen, er brauche seinen Vater nur darum zu bitten und dieser würde ihm zum Schutz mehr als genug Engel schicken.

der Schriften: Damit waren oft die gesamten Hebräischen Schriften gemeint.

damit sich erfüllt, was in den Schriften der Propheten steht: Siehe Anm. zu Mat 1:22.

Hohen Priester Kaiphas: Siehe Anm. zu Mat 26:3.

Oberpriester: Bezieht sich auf die führenden Männer der Priesterschaft. (Siehe Anm. zu Mat 2:4 und Worterklärungen zu „Oberpriester“.)

Sanhedrin: Gemeint ist hier der Hohe Rat der Juden in Jerusalem. Das mit „Sanhedrin“ wiedergegebene griechische Substantiv synédrion bedeutet wtl. „Zusammensitzen“. synédrion war an sich ein allgemeiner Begriff für eine Versammlung oder eine Zusammenkunft, konnte sich in Israel aber auch auf ein religiöses Gericht beziehen. (Siehe Anm. zu Mat 5:22 und Worterklärungen; siehe auch Anh. B12 zur möglichen Lage des Saals des Sanhedrins.)

der Christus: Siehe Anm. zu Mat 11:2.

Du hast es selbst gesagt: Jesus wich der Frage von Kaiphas nicht aus, denn er erkannte die Befugnis des Hohen Priesters an, ihn unter Eid zu befragen (Mat 26:63). Bei Jesu Antwort handelte es sich anscheinend um eine jüdische Redensart, mit der eine Frage bejaht wurde. Das wird durch den Parallelbericht von Markus gestützt. Dort lautet Jesu Antwort: „Das bin ich“ (Mar 14:62; siehe Anm. zu Mat 26:25; 27:11).

Menschensohn … auf den Wolken des Himmels kommen: Jesus spielte hier auf die messianische Prophezeiung in Da 7:13, 14 an. Dadurch erklärte er, dass er derjenige wäre, der Zutritt zur Gegenwart Gottes erhalten würde und dem Herrschaft im Himmel gegeben werden würde. (Siehe Worterklärungen zu „Menschensohn“.)

an der rechten Seite der Macht: An der rechten Seite eines Herrschers zu sein bedeutete, gleich nach ihm die wichtigste Person zu sein (Ps 110:1; Apg 7:55, 56). Das griechische Wort für „Macht“ kann in diesem Kontext so verstanden werden, dass es sich auf Gott bezieht, und könnte auch mit „Mächtiger“ übersetzt werden. Die griechische Wendung für „an der rechten Seite der Macht“ kommt auch in dem Paralleltext Luk 22:69 vor, allerdings mit dem Zusatz „Gott“; die Wiedergabe dort lautet: „an der mächtigen rechten Seite Gottes“. Außerdem könnte die Formulierung „an der rechten Seite der Macht“ andeuten, dass Jesus mit Macht oder Autorität ausgestattet sein würde, weil er sich dann an der rechten Seite des Mächtigen (also Gottes) befindet.

zerriss … seine Obergewänder: Hier eine dramatisch wirkende Geste der Empörung. Wahrscheinlich riss Kaiphas sein Gewand über der Brust ein, um seiner geheuchelten Entrüstung über Jesu Worte Nachdruck zu verleihen.

Prophezeie … Wer hat dich geschlagen?: Mit „prophezeien“ ist hier nicht gemeint, dass Jesus etwas voraussagen sollte, sondern dass er mithilfe einer göttlichen Eingebung sagen sollte, wer ihn geschlagen hatte. Laut den Paralleltexten Mar 14:65 und Luk 22:64 hatten Jesu Feinde sein Gesicht verhüllt, was die provozierende Aufforderung erklären würde.

Torhalle: Wtl. „Tor“. In dem Bericht von Markus wird ein Ausdruck verwendet, der „Zugangsweg“ oder „Vorhalle“ bedeuten kann, was zeigt, dass es mehr war als ein einfaches Tor (Mar 14:68). Offensichtlich handelte es sich um ein komplettes Gebäude mit einem Durchgang oder Torweg, der vom Innenhof zu den Außentüren an der Straße führte.

Dein Dialekt: Oder „Deine Aussprache“, „Deine Art zu reden“. Wahrscheinlich sprach Petrus einen galiläischen Dialekt, der sich von dem Hebräisch, das in Judäa gesprochen wurde, durch Aussprache oder Vokabular unterschied. Möglicherweise war dieser Dialekt durch Einflüsse aus anderen Sprachen entstanden.

stieß er einen Fluch aus: Höchstwahrscheinlich verfluchte Petrus sich selbst. Er sagte quasi, er wolle verflucht sein, wenn er lügen und diesen Mann doch kennen würde.

schwor: Oder „schwor einen Eid“. Aus Angst versuchte Petrus die Umstehenden davon zu überzeugen, dass er Jesus wirklich nicht kannte. Durch seinen Schwur wollte er bekräftigen, dass er die Wahrheit sagte und ihn ansonsten ein Unglück treffen sollte.

krähte ein Hahn: Siehe Anm. zu Mar 14:72.

Medien

Alabastergefäß (Alabastron)
Alabastergefäß (Alabastron)

Solche vasenförmigen Parfümfläschchen wurden ursprünglich aus einem Stein gefertigt, der in der Nähe von Alabastron (Ägypten) vorkam. Der Stein besteht aus einer Art Kalziumkarbonat und wurde als Alabaster bekannt. Das hier abgebildete Alabastron wurde in Ägypten gefunden und datiert aus der Zeit zwischen 150 v. u. Z. und 100 u. Z. Es gab auch ähnliche Gefäße aus minderwertigeren Materialien wie Gips, die ebenfalls als Alabastron bezeichnet wurden, weil sie dem gleichen Zweck dienten. Doch für kostbarere Salböle und Parfüme benutzte man Gefäße aus echtem Alabaster. Das war auch bei den zwei Gelegenheiten der Fall, als Jesus mit Öl eingerieben wurde: das eine Mal bei einem Pharisäer in Galiläa und das andere Mal bei Simon, dem Aussätzigen, in Bethanien.

Das Passahmahl
Das Passahmahl

Das Passahmahl bestand hauptsächlich aus dem Passahlamm, dem keine Knochen gebrochen werden durften (1), ungesäuertem Brot (2) und bitteren Kräutern (3) (2Mo 12:5, 8; 4Mo 9:11). Zu den bitteren Kräutern gehörten laut der Mischna wahrscheinlich Lattich, Wegwarte, Kresse, Endivie und Löwenzahn. Sie sollten die Israeliten offensichtlich an die bittere Zeit der Sklaverei in Ägypten erinnern. Das ungesäuerte Brot wurde von Jesus als Symbol für seinen vollkommenen menschlichen Körper gebraucht (Mat 26:26). Der Apostel Paulus bezeichnete Jesus als „unser Passahlamm“ (1Ko 5:7). Im 1. Jh. servierte man beim Passahmahl außerdem Wein (4). Jesus verwendete den Wein als Symbol für sein Blut, das als Opfer vergossen werden würde (Mat 26:27, 28).

Weinstock
Weinstock

Die Weinrebe (Vitis vinifera) wurde schon seit mehreren Tausend Jahren kultiviert und war in der Gegend, in der Jesus lebte, ein vertrauter Anblick. Wenn Holz zur Verfügung stand, fertigte man daraus Gerüste oder Spaliere, um die Reben zu stützen. Im Winter wurden die Reben zurückgeschnitten. Im Frühjahr entfernte man dann neue Triebe, die keinen Fruchtansatz hatten (Joh 15:2). Das steigerte sowohl die Qualität der Traube als auch den Ertrag. Jesus verglich seinen Vater mit einem Weinbauern, sich selbst mit einem Weinstock und seine Nachfolger mit Zweigen. Genauso wie buchstäbliche Zweige vom Stamm des Weinstocks gestützt und mit Nährstoffen versorgt werden, bekommen Jesu Nachfolger geistige Nahrung und Unterstützung für ihren Glauben, wenn sie mit ihm, dem „wahren Weinstock“, verbunden bleiben (Joh 15:1, 5).